Der Alpen-Adria-Knigge – Leseprobe


Der Alpen-Adria-Knigge – Leseprobe

Die Alpen-Adria-Knigge Leseprobe, für Unentschlossene und Schmökerer. Interkulturelle Kompetenz, Übungen und Grundregeln, entnommen aus dem Buch: Der Alpen-Adria-Knigge (Hg.) Maria Th. Radinger, Anita Arneitz

Betrachten Sie dieses Buch als einen praktischen Begleiter und Ihr persönliches flexibles Nachschlagewerk. Sie erhalten ein gutes Basiswissen über die verschiedenen Kulturen und Verhaltensweisen in Österreich, Slowenien, Italien und Kroatien. Außerdem finden  Sie viele Beispiele aus dem Alltag und Übungen zum Ausprobieren. Geordnet nach bestimmten Themen wie Begrüßung, Small Talk oder Kleidung finden Sie allgemeine Etikette-Tipps, die nicht nur für den österreichischen Raum gelten, sondern generell für den gesamten europäischen Raum. Gibt es wesentliche Unterschiede zwischen den Ländern werden diese anschließend extra erklärt.

Interkulturelle Kompetenz

In Zeiten zunehmender Internationalisierung ist Verständigung und Respekt füreinander eine erforderliche Kompetenz. Wer im Global-Business erfolgreich sein möchte, in andere Kontinente reist oder mit ausländischen Geschäftspartnern arbeitet, sollte sich intensiv darauf vorbereiten. Zuerst gilt es die gewohnten Denk- und Verhaltensweisen zu erkennen, denn jede Person lebt im eigenen kulturellen Kontext. Die Fähigkeit, sich auf fremde Situationen einzulassen, Selbstreflexion und das Zulassen von Unsicherheit und Widersprüchen sowie die Kompetenz, Missverständnisse auszuhandeln sind Voraussetzungen für ein erfolgreiches internationales Business. Menschen, die in multinationalen Unternehmen arbeiten, möchten sowohl ihre fachlichen Qualifikationen und individuellen Kompetenzen als auch ihre kulturellen Prägungen und Interessen einbringen. Es bedarf daher einer Lernkultur in den Unternehmen, die es ermöglicht, Menschen mit anderen kulturellen Lernerfahrungen einzubinden, um neue Kompetenzen im Umgang miteinander zu entwickeln.

Italienisch, Kroatisch oder Slowenisch zu sprechen reicht nicht aus, um sich ohne Schwierigkeiten zu verständigen können. Das zeigte sich auch bei einem jungen Start-Up-Unternehmen. Es war neu am Markt und expandierte sehr schnell. Dabei wurde aber vergessen die Interkulturalität und die interkulturellen Lernmöglichkeiten in die Firmenphilosophie einzubauen und zu leben. Im Business herrschen ganze eigene Codes und Protokolle, wie miteinander umgegangen wird. Wenn Mitarbeiter nicht auf die internationalen Erfahrungen und Kontakte zu ausländischen Partnern vorbereitet werden, können grenzüberschreitende Projekte, Fusionen oder Übernahmen scheitern.

 

Übung: Wie ist der interkulturelle Umgang in Ihrer Firmenphilosophie verankert? Sind Ihre Mitarbeiter eingebunden und vorbereitet? Die Sprache zu lernen, ist zu wenig.

 

Interkulturelle Kompetenz bedeutet, sich mit der Geschichte, der Politik, der Wirtschaft, der Kunst und Kultur des Landes zu beschäftigen, um sich im Umgang mit den Menschen sicher und gewandt zu verhalten. Es liegt immer am Geschick der Menschen, wie die Geschäfte angebahnt und durchgeführt werden und ob sie längerfristig halten. Erfahrungen aus Unternehmen zeigen, dass es nicht nur den guten Ruf, sondern auch viel Geld kosten kann, wenn Auslandsgeschäfte wegen kulturellem Fehlverhalten nicht zustande kommen oder multikulturelle Teams nicht effizient arbeiten. Sehr oft stecken dahinter interkulturelle Missverständnisse, deren Ursprung in der Kommunikation liegt. Es wird zwischen folgenden kulturellen Missverständnissen unterschieden:

 

  • Verbal: Englisch ist nicht gleich Englisch
  • Nonverbal: unterschiedliche Gestik, Mimik und Körpersprache
  • Paraverbal: unterschiedliche Betonung

 

Die hierarchische Ordnung in der Gesellschaft und in der Arbeitsorganisation schafft ebenfalls Raum für Irritationen. Dazu zählt der Umgang zwischen Älteren und Jüngeren, Frauen und Männern, sowie Vorgesetzten und Mitarbeitern. In diesem Bereich gibt es im Großen Unterschiede zwischen den Ländern und im Kleinen auch Unterschiede zwischen den einzelnen Unternehmen.

Wer interkulturelle Kompetenz leben will, muss sich sowohl mit der eigenen als auch mit der fremden Kultur beschäftigen. Es geht immer um die eigene und fremde kulturelle Prägung, die Traditionen der Menschen, den Umgang mit Hierarchie, Respekt, Zeit, Arbeit und Konflikten, sowie um allgemeine Umgangsformen im Alltag. Es ist die Art, wie Menschen miteinander kommunizieren. Durch „social codes“ können sich Insider leichter erkennen. Sie schaffen kulturelle Elemente, die das Verhalten der Gruppe ausmachen und die mit anderen Personen der Gruppe abgeglichen werden. Kriterien, anhand derer die Unterschiede deutlich werden, sind:

  • Zeit: Es gibt zeitfixierte Kulturen wie Deutschland und Österreich und zeitoffene Kulturen wie Italien. Generell kann man sagen: Länder im Norden sind zeitfixierter, je weiter man in den Süden kommt, desto zeitoffener werden die Menschen.
  • Raum: Je nördlicher man geht, desto größer ist die Distanzzone zwischen den Menschen. Länder, die weiter im Süden liegen, haben engere Distanzzonen.
  • Beziehung: Es gibt unterschiedliche Arten wie eine Beziehung gestaltet wird – entweder formell oder informell. Asiatische Kulturen legen sehr viel Wert auf das Formelle und die Hierarchie. Hier ist es wichtig, dass die Mitarbeiter dem Rang entsprechend zu den Geschäftspartnern geschickt werden. In anderen Kulturen wie Österreich, Slowenien und Italien wird nach wie vor in der Ansprache auf Titel geachtet.
  • Förmlichkeit: Der förmliche Umgang kann ganz unterschiedlich geprägt sein. Kulturen bleiben entweder lange bei der höflichen Anrede inklusive Titelbezeichnungen oder können sehr schnell zum Du wechseln.
  • Direktheit: Die Direktheit beeinflusst die Zeit, um ein Geschäft abzuschließen. In asiatischen Kulturen gibt es kein direktes Nein, aber dafür stehen rund 600 Arten zur Verfügung, um nicht nein sagen zu müssen.
  • Geschlecht: Frauen in der Geschäftswelt sind in vielen Kulturen selbstverständlich und können als Gastgeberin bei Geschäftsessen auftreten. In Saudi Arabien wäre das undenkbar. Hier braucht die Geschäftsfrau eine männliche Begleitung die diesen offiziellen Part übernimmt.
  • Status: In Europa erhält man Status vermehrt durch eine persönliche Leistung. Im asiatischen Raum wird Status primär durch die Familie verliehen. Die Würdigung der Älteren ist eine ganz andere. Sie haben den Erfolg aufgebaut und werden für ihre Erfahrung wertgeschätzt.

Durch diese Kriterien wird deutlich, dass jeder von uns kulturell vielfältig und unterschiedlich geprägt ist.

Andere Länder, andere Sitten

Bei Geschäftsbeziehungen mit Unternehmen im Ausland entscheiden Kenntnisse über Sitten und Gebräuche der jeweiligen Länder oft über den Erfolg der Verhandlungen. Deshalb sollten sich Reisende vorab gründlich mit der betreffenden Kultur und den Umgangsformen befassen. So zum Beispiel ob man es mit einer abschlussorientierten oder beziehungsorientierten Kultur zu tun hat. Zu den abschlussorientierten Kulturen gehören Nord- und Westeuropa, Großbritannien, Nordamerika, Australien, Neuseeland und Südafrika. Zurückhaltend abschlussorientierte Kulturen sind Südeuropa, Osteuropa, der Mittelmeerraum, Hongkong und Singapur.

In diesen Gegenden kommt man schneller zum Geschäft, anders hingegen bei den beziehungsorientierten Kulturen wie die arabischen Länder, der größte Teil Afrikas, Lateinamerika und ein Großteil Asiens. Ein langer Beziehungsaufbau auf gleicher Hierarchieebene ist eine Voraussetzung für das Geschäft.

 

Grundregeln:Im internationalen Business wird vom Verkäufer erwartet, sich dem Käufer anzupassen.

Im internationalen Business wird vom Besucher erwartet, sich den örtlichen Gepflogenheiten zu fügen.

 

Unternehmen müssen das bei ihrer Planung mit einbeziehen und den Mitarbeitern auch die Möglichkeit bieten, sich diesen Gepflogenheiten anzupassen sowie die Verhaltensweisen der anderen Kulturen kennen zulernen. Ansonsten gibt es keinen Abschluss.

 

W.H.

Bin federführend, das Projekt Buchwurm ist eine ganz persönliche Herzensangelegenheit. Schreiben bedeutet für mich, sich auf Perspektiven einzulassen, Sichtweisen anderen gegenüberzustellen oder miteinander neu zu verfassen. Schreiben bedeutet aber auch, Verflechtungen von Gedanken in der Welt von heute neu zu ordnen.

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Wer schreibt hier

Wolfgang Hoi: Blogger, Zeilenmacher und Geschichtendenker.

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